Die Aufmerksamkeit des Schweizerischen Verbandes der Immobilienwirtschaft SVIT Schweiz gilt derzeit der Digitalisierung in den verschiedenen Dienstleistungsbereichen der Branche. Der Verband mit 2400 Firmen- und Einzelmitgliedern sieht sich als massgebende politische Stimme für den Sektor mit seinen rund 41’000 Mitarbeitenden, als führende Ausbildungsstätte in allen Regionen der Schweiz und als Berufsnetzwerk für Fachinformationen und Kontakte.
Die Immobilienbewirtschaftung verkörpert in der Schweiz einen wichtigen Teil der Volkswirtschaft: Sie schafft 41000 Vollzeit- stellen, generiert 100 Milliarden Schweizer Franken Bruttowertschöpfung sowie 12,4 Milliarden Steuergelder. Die Bewirtschaftung stellt dabei nur einen, jedoch den grössten Dienstleistungssektor der Immobilienwirtschaft dar. Unter dem Dach des Schweizerischen Verbandes der Immobilienwirtschaft SVIT Schweiz sind im Weiteren die Immobilienvermarktung, -bewertung und -entwicklung sowie das Facility Management, die Verwaltung von Stockwerkeigentümergemeinschaften und die Bauherrenberatung zusammengefasst – insgesamt 2400 Firmen- und Einzelmitgliedern mit rund 30’000 Mitarbeitenden, verteilt über alle Landesteile der Schweiz.
Der derzeitige Anlagenotstand in der Finanzwirtschaft mit rekordtiefen Zinsen hat Immobilienanlagen vermehrt in den Fokus der Investoren gerückt. Als Konsequenz daraus hat sich der Immobilienbesitz zunehmend institutionalisiert. «Der Immobilienpark der Schweiz ist zwar weiterhin mehrheitlich in Privatbesitz – man denke dabei zum Beispiel an das Wohneigentum mit einem Anteil von 40Prozent an allen Wohneinheiten», sagt Marcel Hug, CEO des SVIT Schweiz. «Wir stellen aber mindestens seit den 2000er-Jahren fest, dass institutionelle Anleger wie Pensionskassen und Versicherungen einen wachsenden Anteil ihres Vermögens in Immobilien investieren.» «Parallel zu dieser Entwicklung wurden auch die Dienstleistungen professionalisiert», ergänzt Ivo Cathomen, stellvertretender Geschäftsführer SVIT Schweiz. «Darum zeichnet sich der Sektor der Immobiliendienstleistungen durch ein konstantes Wachstum aus – sowohl hinsichtlich des Umsatzes als auch bezüglich Beschäftigung.» Gleichzeitig hat sich der Wettbewerb intensiviert und Margen kommen unter Druck. Eine Folge davon ist, dass die technologische Entwicklung den Sektor in den letzten Jahren voll erfasst hat. Im B2C-Bereich (Business to Consumer) sind heute Dienstleistungen online verfügbar, die noch vor wenigen Jahren nicht denkbar gewesen wären. Beispiele sind die Vermarktung oder Bewertung von Immobilien, Online-Portale für Mieter oder der Abschluss einer Hypothek über e-Banking. Im B2B-Bereich (Business to Business) sind Automatisierung, Schnittstellen zwischen den Systemen und Management-Informationssysteme nur einige der Schlagworte, die SVIT-Mitglieder umtreiben.
Corona ist ein Technologietreiber
Mit dem Ausbruch der Covid- Pandemie hat sich der technologische Wandel in der Immobilienwirtschaft deutlich beschleunigt; der Druck auf die Anbieter, digitale Lösungen anzubieten ist gewachsen. Denn mit der Pandemie haben sich auch die Bedürfnisse an die Wohn- und Geschäftsliegenschaften verändert. Am augenfälligsten ist dies am Wohneigentumsmarkt. Dieser hat in den letzten Monaten zusätzlichen Auftrieb erhalten. Und am Mietwohnungsmarkt kamen gemäss Erhebungen des SVIT Schweiz in den Herbstmonaten in den zwölf grössten Städten noch nie so viele Wohnungen auf den Markt. Offensichtlich richten sich die Schweizerinnen und Schweizer gerade auf eine neue Arbeits- welt mit mehr Homeoffice ein. Dafür suchen sie grössere Wohnungen und nehmen längere Arbeitswege in Kauf. Umgekehrt könnten Büro- und Verkaufsflächen in den kommenden Jahren weniger stark gefragt sein. «Ein solcher Strukturwandel beschert den Dienstleistern besonders viel Arbeit, denn die Eigentümer sind auf Fachkompetenz und Spezialwissen angewiesen», sagt Marcel Hug. «Und unsere Mitglieder fragen wiederum die Dienstleistungen des SVIT nach – in Form von Ausbildungen, Seminaren oder auch ganz einfach am Telefon oder per Mail», ergänzt er.
Volle politische Agenda
Die politische Agenda des SVIT Schweiz ist aber nicht nur in Corona-Zeiten reich befrachtet. Der Verband beobachtet laufend rund 150 parlamentarische Geschäfte, die derzeit pendent sind. «Diese Liste wird tendenziell länger», sagt Ivo Cathomen, der für die Verbandspolitik verantwortlich zeichnet. «Der Grund dafür liegt darin, dass Immobilien die unterschiedlichsten Politik- und Lebensbereiche berühren – angefangen bei der Raumordnung, über Energie und CO2 bis hin zum omnipräsenten Mietrecht.» Mit seinem Politischen Beirat aus einer Handvoll Parlamentariern verschiedener Parteien und dem Netzwerk aus Fachexperten verschafft sich der Ver- band in Bern Gehör. «Uns ist es wichtig, dass wir unsere Expertise überall dort in den politischen Prozess einbringen können, wo Immobilieneigentum und -sektor betroffen sind», sagt Ivo Cathomen.
Der SVIT vertritt eine freiheitliche Wirtschaftsordnung und steht für den Schutz des Grundeigentums ein. Dazu Hug: «Das Grundeigentum bietet sich für den Zugriff des Staats geradezu an. Denn wie es der Name sagt, ist Grundeigentum immobil – die Eigentümer können ihr Immobilienvermögen der Regulierung nicht einfach entziehen. Darum ist eine starke Stimme und der Verbund der Immobilienverbände so wichtig.» Mit einer gewissen Sorge beobachten Hug und Cathomen die politischen Tendenzen in Bern. «Die Begehrlichkeiten gegenüber den Immobilieneigentümern nehmen zu. Das war zuletzt zu sehen am Geschäftsmietegesetz, und nun will der Ständerat eine Revision des Mietrechts aufgleisen. Wir sind skeptisch, ob eine solche Revision den Vermietern Gutes bringt.»
Wissen professionell aufbereiten Angesichts des Branchenwachstums ist die Immobilienwirtschaft und namentlich der SVIT äusserst engagiert in der Aus- und Weiterbildung. Auf der Stufe der kaufmännischen Lehre für Berufseinsteiger ist die Immobilienwirtschaft die viertgrösste Branche nach Massgabe der Lehrabschlüsse. Es folgt ein reiches Weiterbildungsangebot an Branchenkursen, die vier eidgenössischen Fachausweise Immobilienbewirtschaftung, Immobilienvermarktung, Immobilienbewertung, Immobilienentwicklung und schliesslich das eidgenössische Diplom zum Immobilientreuhänder. Der SVIT ist dabei unangefochtener Marktführer in der Ausbildung, was unter anderem mit dem landesweiten Angebot in drei Sprachen und dem engen Praxisbezug durch Dozenten aus dem Beruf begründet ist. Ihre Ausbildungskarriere können Immobilienfachleute schliesslich mit einem Masterabschluss an der Hochschule für Wirtschaft Zürich krönen.
«Wir dürfen für unsere SVIT School in Anspruch nehmen, dass wir nahe an der Front sind», sagt Hug. Auch im Bildungsbereich ist der Trend zu Digitalisierung nicht zu übersehen. «Abgesehen davon, dass wir durch die Pandemie zum Fernunterricht gezwungen sind, war ‹Blended Learning› – also die Kombination aus Präsenz- und selbstständigem Fernunterricht – schon zuvor ein fester Bestandteil unserer Unterrichtsmethoden. Die Entwicklung geht ganz klar in Richtung Online, wobei Präsenzunterricht wohl noch lange die tragende Säule unserer SVIT School sein wird.» 2020 haben insgesamt 591 Absolventinnen und Absolventen einen Lehrgang zum Fachausweis oder Diplom bei der SVIT School absolviert. In den Assistenz- und Sachbearbeiterkursen – als der Branchenausbildung des Verbands – waren es sogar 861 Absolventinnen und Absolventen. Und auch im Jahr 2021 sind die Schulzimmer der SVIT School an den zehn Standorten voll – vorerst mindestens virtuell.
Corinne Remund
DAS MACHT DER SVIT
Die Adresse für Immobilien-Know-how
Der Schweizerische Verband der Immobilienwirtschaft SVIT Schweiz ist die Dachorganisation der Immobiliendienstleistungsbranche. Unter ihrem Dach sind zehn regionale Mitgliederorganisationen in allen Landesteilen sowie die fünf Fachkammern Bewertungsexperten, Bauherrenberatung, Makler, Facility Management und Stockwerkeigentum zusammengefasst. Der SVIT wurde am 7. August 1933 in Olten durch Makler aus Bern und Zürich gegründet. Im Lauf der Jahre kamen weitere Regionen und die Fachkammern dazu. 2006 wurde mit dem SVIT Romandie die landesweite Präsenz vollzogen.
Ein wichtiges Standbein ist die praxisnahe Aus- und Weiterbildung in der Branche. Mit der SVIT School ist der Verband schweizweit der führende Anbieter für die Aus- und Weiterbildung im Immobilienwesen. Der Verband vertritt die politischen und wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder, sei es in der Bewirtschaftung, im Verkauf, der Beratung, der Entwicklung oder der Bewertung. Der SVIT ist mit seinen Mitgliederorganisationen in allen vier Sprachregionen vertreten und kann so auf die spezifischen Bedürfnisse seiner Mitglieder eingehen. Der Verband zählt 2400 Firmen- und Einzelmitglieder mit rund 30’000 Mitarbeitenden. Nebst wenigen grossen Unternehmen setzt sich der Mitgliederkreis hauptsächlich aus kleinen und mittleren Unternehmen zusammen.
CR